Frühling in Berlin

Spaziert mit uns durch die Stadt - abseits der üblichen Straßen. Im Frühling in Berlin, aber auch zu jeder anderen Jahreszeit: Berlin ist immer einen Spaziergang wert.

Von unserer Guide Guides Birgit und unserer Projektleiterin Greta

 

Lustwandeln – ein etwas altertümlicher Ausdruck für eine neu entdeckte Fortbewegungsmethode. Lustwandeln, das war der Spaziergang der Aristokratie in den barocken Gärten der Schlösser. Man bewegte sich gemessenen Schrittes durch das von einer Heerschar von Gärtnern gepflegte Grün der bezwungenen Natur. Im Parterre, direkt am Schloss, war alles kurz gehalten: die Blumen in Rabatten, die Bäumchen korrekt gestutzt und in Form gebracht. Schnelle Bewegungen waren sowieso kaum möglich, denn die Roben der Damen waren schwer von kostbaren Stoffen und ihre Lunge durch das Korsett sowie kaum zum Luftholen geeignet. Das Lustwandeln gehörte zum höfischen Zeremoniell, das Herrscherpaar war das Zentrum, der Hofstaat die Planeten, die die Sonne umkreisten.

 

Frühling in Berlin: Schlosspark Charlottenburg

Spazieren Sie doch mal wieder in den Schlosspark von Charlottenburg, da können sie das wunderbar nachempfinden, zwischen Schloss und Karpfenteich ist eben jenes Parterre wieder angelegt. Nicht originalgetreu, dazu fehlte in den 50er Jahren das Geld. Sie werden merken, eine Versteckmöglichkeit ist hier nicht vorgesehen, kein lauschiges Plätzchen, kein Schatten. Zugegeben, der Blumenschmuck der Beete ist in Sanssouci ansehnlicher, aber dafür finden Sie in Charlottenburg noch eine barocke Broderie. Das sind die Stickmustern nachempfundenen Verzierungen zwischen den Blumenrabatten, mit geschwungenen Flächen, die mit weißem Marmor, rotem Ziegelsplitt und schwarzer Holzkohle (im Original) belegt sind, abgegrenzt durch niedrigste Hecken aus Buchsbaum. Und eines durfte nicht fehlen, nämlich die Fontäne. Springbrunnen waren das Nonplusultra der Technik, schließlich ist es schon ein Wunder, wenn eine Wassersäule die Schwerkraft überwindet, zumal in Charlottenburg, wo es weit und breit keinen Berg gab, auf dem man ein hochgelegenes Reservoir hätte anlegen können.

Wenn Sie etwas schattiger mögen, dann halten Sie sich mehr auf der linken Seite. Hier schließt das Boskett an. Zwischen den Hecken, die schon deutlich höher ausfallen, sind kleine „Wäldchen“ eingezwängt. Ein symmetrisches Wegesystem führt sie Sie in verschiedene Gartenzimmer, wo Bänke zum Verweilen einladen oder Statuen aufgestellt sind. Antike Götter halten Hof und die eine oder andere Büste erinnert an ein verblichenes, aber geschätztes Familienmitglied. Im Park von Schloss Rheinsberg finden Sie im Boskett das Heckentheater und die Grabpyramide des Prinzen Heinrich, in Charlottenburg müssen Sie mit dem Mausoleum der Königin Luise vorlieb nehmen.

 

Das Belvedere

Weit hinten im Park hat sich eine Architektur erhalten, das Belvedere, was „schöne Aussicht“ bedeutet. Oben drauf stehen drei vergoldete Knaben, die einen Blumenkorb auf ihren Köpfen halten. Errichten ließ das Belvedere Friedrich Wilhelm II, der hier spiritistische Sitzungen abhielt, der Architekt Carl Gotthard Langhans baute fast zeitgleich das Brandenburger Tor.  Einstmals genoss man hier Tee und die Aussicht über die Spree und die angrenzenden Felder, heute ist vielleicht ein Fuchs zu sehen, der vorüber schnürt, die Schafherde, die als natürlicher Rasenmäher fungiert oder kostbare Porzellane aus der Königlichen Porzellan Manufaktur. Letzteres natürlich Indoor. Nur Tee wird leider nicht mehr serviert.

Wenn Sie das Belvedere erreicht haben, dann liegt der barocke Teil des Gartens bereits hinter Ihnen. Barock und Rokoko war die Mode des 16. und 17. Jh.s, wer modern sein wollte, legte einen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild an. Auch in Charlottenburg wurde lebhaft umgebaut. Das Parterre verschwand, der Karpfenteich bekam ein naturnahes Aussehen im Uferbereich. Geometrisch war plötzlich total überholt, völlig gestrig sozusagen. Blumen sollten es auch nicht mehr so viele sein. Keine geraden Wege mehr, keine Sichtachsen. Auch die Mode hatte sich geändert. Empirekleider waren en vogue, die ließen Luft zum Atmen, flatterten ein wenig um die Körper der Damen, es ließ sich leichtfüßig trippeln. Künstliche Wasserläufe entstanden, so ebenso künstlichen Inseln führten Brücken. Im Schlosspark ist diese gartenhistorische Episode im Bereich um die Luiseninsel vollendet zu entdecken. Wenn sie es größer mögen, dann spazieren Sie doch einfach durch den Großen Tiergarten. Den legte der Gartenkünstler Joseph Peter Lenné als Landschaftsgarten an.

 

Obelisk von Braco Dimitrijevic

Selbst die heutige Zeit hat Spuren in dem historischen Park hinterlassen. Seit 1979 steht  in der Sichtachse des Gartens weit hinten ein 10 Meter hoher Obelisk aus weißem Marmor. Braco Dimitrijevic, ein serbischer Künstler, hatte in eben jenem Jahr eine Ausstellung in der Orangerie und so blieb der Obelisk im Garten. Kein Fremdkörper, wie man vielleicht meinen könnte, sondern eher eine Werk der Vollendung, denn schon im 18. Jh. war ein Obelisk geplant. Treten Sie ruhig heran und versuchen Sie, die Inschrift zu entziffern.

In Charlottenburg lassen sich verschiedene Phasen der Parkgestaltung bewundern und erleben, aber keine ist echt. Das Schloss selber wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört und auch der Garten wurde umgepflügt und diente in den Nachkriegsjahren erst einmal als Kartoffelacker. Mit der Neuerrichtung des Schlosses wurde auch der Garten neu geplant. Margarete Kühn, die damalige Direktorin der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin, schrieb 1951: „Die künstlerische Planung muß davon ausgehen, daß der Park eine historische, zum Schloß gehörige Anlage ist.“ Ihrer Meinung nach musste aber jede der Phasen des Schlossparks erlebbar sein.

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Frühling in Berlin: Park am Schloss Schönhausen

Ein deutlich kleinerer Park ist am Schloss Schönhausen zu finden. Von barocker Pracht ist hier allerdings kaum noch etwas zu erahnen. Der Park wurde ebenfalls in den 50er Jahren von dem Gartenarchitekt Reinhold Lingner angelegt. Es ist der einzige wahrhaft repräsentative Garten der DDR, der den Amtssitz des einzigen Präsidenten dieses Staates, Wilhelm Pieck, schmückte. Lingners Handschrift sieht man deutlich an, dass er sein Handwerk in den 20er Jahren erlernt hat. Auch hier gibt es überraschende Gartenräume, spannende Elemente und gartentypische Kleinarchitekturen zu entdecken. Da Sie sich schon auf den Weg zum Schloss Schönhausen gemacht haben, gehen Sie ruhig hinein. Auch drinnen gibt es viel zu entdecken, von einer frisch restaurierten original chinesischen Papiertapete aus dem 18. Jh. bis zu Piecks originalem Arbeitszimmer. Mein liebstes Objekt ist übrigens lila, aber danach müssen Sie selber suchen.

Und wenn Sie sich nun aufmachen, um die Parks zu erkunden, wünsche ich Ihnen dabei viel Freude. Falls Sie mich mitnehmen wollen, vereinbaren Sie einen Termin mit unserem Büro.

Birgit ist lizensierte Gästeführerin für den Schlosspark Charlottenburg, Schönhausen und die Potsdamer Schlossparks. Entdecken Sie die verwunschenen Parks gemeinsam mit ihr!

Der Winter ist endlich vorbei, die Sonne lässt die Temperaturen wieder steigen, die Bäume fangen an zu grünen und die ganze Stadt blüht auf. Es ist wieder Zeit, neue Spots zu entdecken und das besondere Berliner-Flair zu genießen.

 

Grünes rund um den Kollwitzplatz

Mit dem Frühling wird der Kollwitz Kiez mit seinen Cafés, Parkanlagen, regionalen Märkten und Spielplätzen wieder lebendig und ein MUST für Stadtbummler. Insbesondere das Areal um den Wasserturm – einer der ältesten erhaltenen historischen Wasserspeicher Berlins.

Umgeben von einer kleinen Parkanlage mit Bänken, Tischtennisplatten und Spielplätzen, ist der auf dem Gelände des Turms befindliche „Berg“ ein beliebter Treffpunkt für die Berliner, die ihr Feierabend-Bierchen hier oben trinken und den Sonnenuntergang genießen.

Der 1877 fertiggestellte Wasserturm liegt zwischen Knaack- und Belforter Straße im Herzen des Prenzlauer Bergs und verfügt über eine bewegte Geschichte. Bis 1952 diente der Turm der Wasserversorgung heute ist er nur noch eine angesagte Wohnadresse.

Das umgebende Gelände hat jedoch zwischenzeitlich einige Veränderungen erfahren. In den dreißiger Jahren diente das Gelände zeitweise als wildes Konzentrationslager, auf dem Personen ohne Gerichtsurteil interniert und ermordet wurden.

Heute stellt der „Dicker Hermann“ - wie der Turm noch heute von vielen Berliner*innen genannt ist -eine kleine Wohlfühloase mitten in Berliner Zentrum mit einem wunderbaren Blick auf den Fernsehturm und die Dächer des Kiezes dar.

Viel Spaß beim Entdecken! 🙂

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