Universaltalent Karl-Friedrich Schinkel – und wie er Berlin prägte

Karl Friedrich Schinkel 1826, Gemälde von Carl Begas
Karl Friedrich Schinkel 1826, Gemälde von Carl Begas

Von unserer Guides Bettina und Birgit

 

Historisches Handeln ist das, welches das Neue herbeiführt
Karl-Friedrich Schinkel
13.03.1781 Neuruppin – 9.10.1841 Berlin

Baumeister und bildender Künstler in Preußen

 

Schinkels Wirken als hochdekorierter Universalkünstler fußt auf einer weit voraus gedachten modernen Architekturentwicklung. Er lotete Systeme aus Rastern und Modulelementen verbunden mit neuester Baustofftechnologie aus sowie eine Wirksamkeit des antiken und mittelalterlichen Bauerbes. Sein Einfluß auf viele Architekten bis ins 20. Jahrhundert ist markant, ganz aktuell in Berlin: Max Dudlers Deckengestaltung für den U-Bahnhof Museumsinsel.

Schinkels Werk umfaßt Bauwerke (Potsdam: 1810 Pomonatempel; als letzte erhaltene Berlin Bauten:1835 Vorstadtkirchen), preußische Stadt- und Landplanung sowie Denkmalpflege, Malerei/Grafik (Alte Nationalgalerie), Bühnenbilder, Entwürfe für kunstgewerbliche Gegenstände und theoretische Schriften (Museen Berlin, Potsdam). Im Amt eines königlichen Baubeamten und als privater Architekt förderte er ein neues Bewußtsein für die kulturelle Entwicklung von Stadt und Land jenseits barocker Repräsentation. Der Begriff von funktionaler Einheit zwischen Innen und Außen blieb bis in unsere Zeit ein Motiv für das Verständnis von Raum.

Der Architekt: niemand prägte das Berlin des 19. Jahrhunderts wie Schinkel und seine Schüler

Die Liste seiner Jobs war lang. Schinkel war Stadtplaner, Architekturtheoretiker, Bauleiter, Denkmalschützer und Beamter der Baubehörde in einer Person. 1799 studierte er drei Jahre an der neu gegründeten Bauakademie und schloss das Studium als Bester ab. Wer vom Alten Museum zum Gendarmenmarkt flaniert, hat auf diesem kurzen Stück bereits 6 seiner Werke (nicht alle im Original) gesehen. Aber nicht nur in Berlin, in ganz Preußen war er aktiv. Die Schinkelschule wirkte nach bis ins 20. Jh. Wer die Stalinallee entlang läuft fühlt sich unweigerlich an Schinkelbauten erinnert.

Der Maler: seine Werke hängen nicht nur in der Alten Nationalgalerie sondern auch im Schloss Bellevue

Die meisten seiner Werke entstanden zwischen 1805 und 1815. Während der französischen Besatzungszeit (1806-1813) war an eine Betätigung als Architekt nicht zu denken. Um finanziell über die Runden zu kommen, fertigte Schinkel Gemälde und Buchillustrationen an, entwarf Dioramen und Panoramen. Seine Gemälde weisen häufig einen starken Bezug zur Architektur auf (Blick in Griechenlands Blüte, Gotischer Dom über einer Stadt). Die Gebäude stehen meist im Zentrum der Komposition.

Der Designer: er gestaltete Kunsthandwerk, entwarf Bühnendekorationen, Möbel und sogar ganze Interieurs

In der Bauakademie wurden seine Schüler ausgebildet und es entstanden Kataloge mit Entwürfen für Kunsthandwerker (Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker) und Architekturdetails (Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten). Für die Berliner Eisengießerei fertigte er Vorlangen für Dekorationen, Neujahrsplaketten und Möbel: das berühmte Fer de Berlin. Die bekannteste Bühnendekoration Schinkels sind sicher die für die Lindenoper entworfenen Bühnenbilder für Mozarts Zauberflöte. Seine Möbel, vom Schemel bis zum Kronleuchter, sind in den für Königin Luise entworfenen Räumen im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg zu finde, darunter das berühmte Schlafzimmer mit der zarten Wandbespannung aus Musselin. Auch der Neue Pavillon ist mit seiner Einrichtung und Ausstellung ganz der Schinkelzeit gewidmet.

Schinkel: Aktuell wie eh und je

Sie merken schon: in Berlin (und Preußen) kommen Sie an Schinkel nicht vorbei. Lassen Sie sich überraschen und begeistern von einem Multitalent und seiner Epoche. Die Kunstgießerei Lauchhammer fertigt übrigens noch heute eiserne Gartenmöbel und Dekorationen nach seinen Vorlagen. Sie könnten mit ihrem eigenen Schinkel prunken.

Folgende Touren berühren seine Ideen:

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Auf den Spuren der Bauhäusler

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Bild: By Carl Joseph Begas - Post card scanned by uploader Muesse., Public Domain